Zusammenfassung Newsletter 2022
Unsere Gedanken färben unsere Welt
In den Upanishaden steht: „Unsere Gedanken sind unsere Welt. Was wir denken, das werden wir. Das ist das ewige Geheimnis. Wenn der Geist im höchsten Selbst verankert ist, erfahren wir unsterbliches Glück.“
Unsere Gedanken färben ständig unsere Wahrnehmung der Welt, der anderen Menschen und unserer Selbst. Das zu wissen gibt uns die Fäden in die Hand, denn es ist eigentlich einfach Gedanken zu verändern. Dafür braucht es lediglich eine gewisse Beständigkeit im entwickeln und wiederholen neuer Gedanken weil unsere alten gewohnten Gedanken eine große Schwerkraft haben.
Unsere Urteile und Bewertungen bestimmen, wie wir eine Situation erfahren und empfinden. Der kalte und neblige Tag heute kann von mir ganz unterschiedlich erfahren werden: Als Hinderung, wenn ich denke, dass ich heute gerne sonnen würde, als neutral, wenn mir das Wetter egal ist, oder als angenehm, wenn ich dankbar für meine Zentralheizung bin und es genieße mal einen Tag zuhause zu bleiben und zum Beispiel diesen Brief an euch zu schreiben. Und ja, „was wir denken, das werden wir…“ betrifft besonders unsere Gedanken über uns selbst.
Meditation und Kontemplation helfen uns immer wieder unseren Geist zu klären und ihn heimzuholen, helfen ihn im höchsten Selbst zu verankern, dort – inmitten unseres tiefsten Wesens – wo es keine Geburt gibt und keinen Tod in der strahlenden Klarheit unserer Natur, in Liebe und grundloser Freude.
Wir schlagen unseren Faden in ein Netz der Beziehungen – Hannah Arendt
„Wir fangen etwas an; wir schlagen unseren Faden in ein Netz der Beziehungen. Was daraus wird, wissen wir nie. Das ist ein Wagnis. Und nun würde ich sagen, dass dieses Wagnis nur möglich ist im Vertrauen auf die Menschen. Das heißt, in einem – schwer genau zu fassenden, aber grundsätzlichen – Vertrauen in das Menschliche aller Menschen.“ (Hannah Arendt im Gespräch mit Günter Gaus, 1964)
Vier so wesentliche Punkte für unser Erkennen und unser Leben fasst sie hier zusammen:
- Die Wirklichkeit der unendlichen Bezogenheit – Indras Netz. Wir können nie „autonom“, abgegrenzt oder unabhängig handeln – alles was wir sprechen oder tun hat Resonanz in diesem Netz der Bezogenheit und damit natürlich auch Rückwirkung auf uns selbst. Das gilt für die Vernetzung innerhalb unserer gewählten Lebensformen, sei es eine Familie oder eine Wohngemeinschaft, ein Arbeitsumfeld oder der Freundeskreis. Und es gilt auch darüber hinaus – letztlich für das ganze Netz der Bezogenheit auf diesem Planeten.
- Das heilige Nicht-Wissen. Gleichzeitig können nie in die Zukunft sehen, können die Wirkungen in Indras Netzt nicht berechnen. Die Wechselwirkungen in Indras Netz sind zu komplex um je vorhersagbar zu sein. Wir könnten uns einiges an Enttäuschung ersparen wenn wir nicht in diese Falle unseres kleinen Geistes tappten, wenn wir nicht erwarten, dass eine bestimmte Handlung oder Rede zu dem von uns gewünschten Ergebnis führt. Selbst dann wenn unsere Motivation die eines Bodhisattva ist, wir also lediglich wünschen, dass die Wesen Glück erfahren und die Ursachen von Glück. Im Herzsutra heißt es: „Darum oh Sariputra liegt es an seiner Nicht-Errungenschaft, dass ein Bodhisattva indem er sich auf die Vollkommenheit der Weisheit verlässt, ohne Gedankenschleier bleibt.“
- Die Grundlegende Gutheit. Sie ist der ursprüngliche Ausdruck der Vollkommenheit der Weisheit in allen fühlenden Wesen. Sie ist immer da – nur manchmal versteckt, oft überlagert von Dummheit.
- Die Notwendigkeit von Vertrauen in diese Grundlegende Gutheit – das Menschliche aller Menschen. Die Verbindung von Heiligem Nicht-Wissen und Vertrauen in die Vollkommenheit der Weisheit und die Grundlegende Gutheit erlaubt uns das Wagnis der Liebe, das Wagnis des sich Einlassens, das Wagnis des Handelns und Sprechens.
Nicht-Errungenschaft
„Darum oh Sariputra liegt es an seiner Nicht-Errungenschaft, dass ein Bodhisattva indem er sich auf die Vollkommenheit der Weisheit verlässt ohne Gedankenschleier bleibt.“
Dieser Satz aus dem Herzsutra liegt mir gerade sehr am Herzen. Denn Gedankenschleier der Angst und Sorge, Gedankenschleier der Konfrontation und Schuldzuweisung, Gedankenschleier der Unzufriedenheit mit sich selbst, anderen und der Welt und viele weitere bedrängen den menschlichen Geist derzeit ganz besonders.
Loslassen von dem Gedanken des Erreichen-Wollens oder –Müssens… AHHH welche Erleichterung…
… sich verlassen auf die Vollkommenheit der Weisheit, auf das Große, das Ewige und auch auf das Leben selbst, das immer „weiter kribbelt und wibbelt“ unabhängig vom individuellen… AHHH da ist Klarheit, da ist Grund auf dem wir stehen können in was für äußeren und inneren Umständen auch immer.
Das braucht Erinnern, braucht Training und Disziplin, denn die konditionierten Gedanken erheben immer wieder ihr Haupt.
Neue Herausforderung
Wir alle hatten doch die Vorstellung und den Wunsch nach über zwei Jahren Corona-Krise endlich wieder aufatmen und entspannen zu können.
Und jetzt bedrängt uns zusätzlich der schreckliche Krieg in unserer direkten Nachbarschaft. Wir sind traurig und fassungslos darüber, viele auch besorgt oder ängstlich.
Jetzt wird vielen von uns noch tiefer klar was wir in der Theorie schon immer wussten:
• Die Vergänglichkeit aller Phänomene – die Unsicherheit in der historischen Dimension
• Die Wichtigkeit von Bewusstheit und Mitgefühl
• Die Notwendigkeit Unfrieden im eigenen Geist zu beenden
• Und dass das JETZT die einzige Zeit ist die wir haben um zu leben, zu lieben und glücklich zu sein.
Frieden beginnt im eigenen Geist
Wir alle sind im Kern unseres Wesens Liebe und Klarheit. Das zu wissen, zu erfahren und im eigenen täglichen Leben so gut wie möglich umzusetzen, schafft Frieden und Glück im eigenen Geist. Wir können die inneren Kämpfe, die inneren Kampf-Reden und Dialoge beenden. Wir dürfen uns selbst ohne Bedingung lieben und diese Liebe ausstrahlen. Das verändert unser eigenes Leben und das der Menschen in unserem Umfeld zum Besseren – unabhängig von äußeren Umständen.
Das unbesiegbare Gute
Grundlegende Gutheit – Urgrund – die Manifestation des Göttlichen in Allem. Eine Herausforderung diesen Zeiten, aber vor allem spendet es Zuversicht und Gelassenheit, und es ist wahr! „Alles hat eine Basis, zwei Pfade und zwei Resultate. Das ist das magische Spiel von Gewahrsein und Nicht-Gewahrsein“ (Samanthabadras Wunschgebet)
Atemholen in dieser atemlosen Zeit
Dazu ist es notwendig sich auf das Wesentliche zu besinnen – auf die Liebe, auf das unendliche Mandala des Raumes, in dem alle Phänomene leicht Platz haben, und auf das JETZT – die einzige Zeit die wir haben. Jetzt diesen Moment atmend genießen. Jetzt mit wachen Augen das Grün der Bäume bewundern. Jetzt bewusst tief Atemholen. Jetzt Mitgefühl üben. Jetzt einen lieben Menschen umarmen. Und jetzt genießen was genießbar ist.
Widrige Umstände in den Bodhipfad verwandeln
Mit all dem werde ich mit euch in den kommenden Satsangs und Retreats Sein und üben. Es wird uns gelingen widrige Umstände in den Bodhipfad zu verwandeln!
Pausen
Spürbar ist große Müdigkeit in uns allen – es gab und gibt so viel zu verarbeiten im individuellen und im kollektiven Geschehen. So nimmt es nicht Wunder, dass wir das große Bedürfnis nach PAUSE haben.
Ruhen, Pause können nur JETZT geschehen. Wir können nicht warten bis sich im Außen die Dinge beruhigen! Pause ist immer jetzt möglich inmitten des Trubels! Wir können dürfen und sollen unsere Mitte wahren, und immer wieder ruhen in unserer grundlegenden Natur, die Liebe und Klarheit und (trotz allem!) feine Freudigkeit ist.
Die Mitte wahren heißt aber auch dass wir die schrecklichen Geschehnisse dieser Zeit nicht überdecken oder zur Seite schieben, sondern sie sehr wohl wahrnehmen und bedenken, und dass wir Mitgefühl üben. Gewahrsein und Mitgefühl – die zwei Flügel mit denen wir fliegen…
…so vertiefen wir unsere Gewissheit und unser grundlegendes Vertrauen in DAS was immer ist – unzerstörbar, unendlich weit und klar – mit dem Duft von Freude und Liebe, und so können wir Atem holen und inmitten des Trubels und trotz unserer Sorgen das Schöne des Moments freudig annehmen.
„Alles, was du jetzt auf Umwegen zu erreichen wünschst, könntest du schon besitzen, wenn du nicht missgünstig gegen dich selber wärest. Es wäre dein sobald du imstande wärst, was hinter dir liegt, auf sich beruhen zu lassen, was vor dir, der Vorsehung anheimzustellen, und nur das Gegenwärtige der Frömmigkeit und Gerechtigkeit gemäß zu gestalten; der Frömmigkeit, indem du dich deines Schicksals freust, der Gerechtigkeit, indem du freimütig und ohne Umschweif die Wahrheit redest und tust, was das Gesetz und was der Wert jeder Sache erfordern, unbeirrt von anderer Schlechtigkeit, von irgendwelchen übelangebrachten Vorstellungen, von dem Gerede anderer und von den Empfindungen deiner fleischlichen Hülle.“
Mark Aurel, Selbstbetrachtungen, 12. Buch.
Der Lange Atem
Wir alle brauchen derzeit einen langen ruhigen Atem. Dafür können wir auf Ressourcen zurückgreifen, die wir in den Jahren des gemeinsamen Übens aufgebaut haben. Welch großer Segen! Alle die inneren geistigen und herzlichen Schätze, die wir erhielten und pflegen, kommen uns jetzt zugute.
Und damit wir uns auf diese Schätze stützen und ihnen vertrauen können ist es wichtig all das weiter zu pflegen und zu üben. Dies werden wir in den kommenden beiden Sommer-Retreats ausführlich und freudig miteinander tun. Wir werden unseren langen Atem stärken indem wir Atemmeditationen üben. Und ja, die Freude, die in uns ist und immer wieder genährt wird von den kleinen Begebenheiten des Alltags – dem Singen einer Grasmücke, dem leisen Geräusch der Regentropfen auf den Blättern, und dem satten Grün vor dem Fenster – diese Freude zu empfinden und ihr Ausdruck zu geben ist unsere Verantwortung.
Und wir haben den kostbaren Schatz der Gemeinschaft mit Weggefährten, die um dieselbe innere Klarheit und Mitgefühl bemüht sind. Bei jedem Zusammentreffen von uns in Satsang und vor allem in den Retreats – und Gott sei Dank geht das ja in diesem Sommer weitgehend ohne Beschränkungen! – stecken wir uns gegenseitig an mit Leichtigkeit, Mitgefühl und mit Achtsamkeit. Emaho!
Und für beide Retreats in diesem Sommer könnt ihr euch noch anmelden.
Zuversicht bewahren
Das hat zwei Ebenen. Die tiefere Ebene ist die Zuversicht, die wir immer haben können, wenn wir um unsere wahre Heimat und um unser wahres Wesen wissen, das unendlich ist, liebevoll und strahlend klar – der URGRUND, die Klare Natur des Geistes jenseits der historischen Dimension und trotz Irrung und Wirrung in der historischen Dimension.
Aber auch innerhalb der historischen Dimension schöpfe ich immer wieder Zuversicht: Wenn ich all die Menschen beobachte und ihre Gutheit wahrnehme und ihr Bemühen um Glück und um Kultur in ihrem Alltag, wenn ich beobachte wie die Kinder schwimmen lernen, die Eltern lachen und gutes Essen auspacken. Das ist Kultur im Alltag und hat Bestand.
Vor allem aber nährt sich meine eigene Zuversicht wenn ich die Geschichte unserer Zivilisation und Kultur betrachte. Das ist gerade jetzt bei mir sehr aktuell, da ich mal wieder nach Rom gereist bin. Dort sehe ich die Schichten unserer Kultur: Römische Tempel, darauf uralte frühchristliche Kirchen und nochmal darauf eine Renaissance-Kirche. Oder das Pantheon, das an seiner Stelle seit fast 2000 Jahren steht und in seiner Majestät einem fast den Atem nimmt. Und dies trotz all der Wechselfälle der Geschichte, trotz Vandalismus. Da gibt es in meinem Empfinden so etwas wie ein goldenes Band unserer kulturellen Betätigung über die Jahrtausende, ein Band das nie abgerissen ist.
Soheit und der Fluss
„Sobald man einer Sache die volle Aufmerksamkeit schenkt, und sei es nur ein Grashalm, wird sie zu einer geheimnisvollen, fantastischen, unbeschreiblich herrlichen Welt.“, schreibt Henry Miller
Das ist fundamentale Lebenskunst. Unsere Achtsamkeit und Aufmerksamkeit gibt allem worauf sie sich richtet Kraft und Glanz, und unmittelbar fließt Kraft und Glanz zu uns zurück. Wir fühlen uns reich und beschenkt und wir empfinden Dankbarkeit für den Grashalm und für diesen gegenwärtigen kostbaren und unwiederbringlichen Augenblick.
Ja, dieser kostbare unwiederbringliche Augenblick ist tatsächlich alles was wir haben, und er ist so voll und reich.
Manchmal und vor allem dann, wenn das Leben gerade nicht einfach ist für uns, sind Hürden zu nehmen um diese Kostbarkeiten zu erfahren:
• Die Akzeptanz der Soheit der Dinge
Nur wenn wir in der Lage sind die Tatsächlichkeit der Dinge wie sie jetzt gerade sind zu akzeptieren, können wir gestaltend am Leben mitwirken zu unserem Wohl und zum Wohl des Ganzen. Das betrifft unseren Körper und Geist, wenn wir zum Beispiel Schmerzen haben, genauso wie unser miteinander Zusammenleben und unsere Beziehung zur Welt.
• Die Akzeptanz des Flusses des Lebens
Nichts bleibt wie es ist, alles befindet sich in ständiger Veränderung und Verwandlung. Alle unsere Ideen über Morgen erweisen sich allzu oft als Illusion. Mal ist der Fluss des Lebens ruhig, mal ist er reißend, aber er fließt immer, lebendig und weit.
Und dann die Liebe und Zuneigung, die uns wechselseitig Kraft und Freude und Glück schenkt.
Und immer Jetzt und Jetzt und Hier und Hier, in Achtsamkeit für das Erfahren jetzt und zugleich in Gewahrsein des unendlichen Mandalas des Raumes. Emaho.
Vergänglichkeit
Wie in jedem Jahr erinnert uns der Herbst an das Thema der Vergänglichkeit, diesmal in Anbetracht unserer kollektiven Probleme vielleicht sogar noch deutlicher und aktueller. Natürlich wissen wir alle, dass in der Welt der Phänomene nichts beständig ist und dass alles sich wandelt, wir wissen um Geburt und Tod, wissen um die Zyklen von Werden und Vergehen. Dennoch weiß ich aus eigenem Erfahren, dass das subjektive Erleben von Verwandeln, von Werden und Vergehen sich verändert – zum Einen mit zunehmenden Alter und zum Anderen je nach persönlicher Lage.
In dem Film „Aware – Reise ins Bewusstsein“ sagt die Biologin Monica Gagliano: „Ich denke die Fähigkeit sich direkt mit dem Universellen Bewusstsein zu verbinden ist nichts Besonderes. Sie ist unser Erbe als Menschenwesen. Es ist nur eine Frage der Wahl. Wir sind alle aus demselben Stoff gemacht und haben denselben Ursprung.“ Und etwas später: „Wenn wir das Bewusstsein als Ozean betrachten, dann ist die Essenz von mir genau jetzt einfach ein Teil dieses Ozeans. Und in diesem Sinne bestehe ich fort. Ich sterbe nicht. Denn ich bin bereits alles, was es gibt – konzentriert in diesem kleinen Tropfen. Wenn ich mich als getrennt von diesem Ozean betrachte, dann werde ich sterben.“
Ja, das ist unsere Herausforderung diese Wahl in jedem Moment und in jeder Situation, die uns begegnet, erneut zu treffen und uns immer wieder daran zu erinnern, dass wir Bewusstsein sind, ewig, lebendig, klar.
So manche Situation – wenn zum Beispiel ein uns nahestehender Mensch stirbt – erleben wir als dieser „Tropfen“ unzweifelhaft schmerzlich, oder sie scheint uns nicht annehmbar. Aber Genau dann TROTZDEM erinnern an das was nicht stirbt, an das was ich bin…
Selbstakzeptanz
Carl R. Rogers, ein bekannter Psychologe schrieb: „Das seltsame Paradoxon ist, dass erst wenn ich mich so akzeptiere wie ich bin, ich die Möglichkeit erlange, mich zu verändern.“ (Carl R. Rogers)
Wenn wir die Soheit der Dinge wahrnehmen und ihr Vorhandensein akzeptieren, dann haben wir die Möglichkeit im nächsten Schritt das eine oder andere zum Besseren zu verändern. Natürlich gilt das nicht nur für Dinge im Außen, sondern auch für uns selbst! Deshalb ist für unsere Entwicklung Selbstliebe und Selbstakzeptanz so wichtig und unabdingbar für die Transformation von negativen Eigenschaften. Diese Selbstliebe von der ich spreche ist von keiner Bedingung abhängig, sondern du liebst dich einfach nur weil du da bist. Und Im Strahlen dieser Liebe und dieses Gewahrseins ist es dann viel einfacher und leichter Gewohnheiten zu ändern oder schlechte Eigenschaften zu transformieren.
Also liebt euch lieber und meditiert als dass ihr euch schimpft.
Lücken
Viele Male jeden Tag wird uns die letztendliche Dimension erfahrbar wenn wir auf die natürlichen Lücken im Fluss des Geschehens achten. Wie die Weite des Himmels, die wir zwischen den Wolken wahrnehmen können, so strahlt die Raumhaftigkeit, die Göttlichkeit in allen Lücken auf. Dann erkennen wir, dass die Raumhaftigkeit, der Himmel nicht nur in den Lücken ist, sondern alles durchstrahlt. Überall sind Lücken, vielleicht existieren sogar mehr Lücken als Nicht-Lücken im Universum… Lücken zwischen Sternen und zwischen Atomen, Lücken zwischen Bäumen („wo die großen Elefanten spazieren gehen ohne sich zu stoßen“) und Lücken zwischen Gedanken.
Die Achtsamkeit auf die Lücken zu üben geht am leichtesten, wenn wir so mit dem Atem meditieren: Einatmen – Lücke – Ausatmen – Lücke – Einatmen… Achtet dabei auf die Wendepunkte der Atmung wo immer eine kurze Lücke entsteht, wie im Vigyan Bhairav Tantra beschrieben:
„Strahlende, diese Erfahrung mag dir zwischen zwei Atemzügen dämmern. Nachdem der Atem hereingekommen ist (unten ist), und kurz bevor er wieder nach oben steigt (nach außen geht) – die Wohltat.“