(Selbst-)Vertrauen – Wachsamkeit – Hingabe

(Selbst-)Vertrauen – Wachsamkeit – Hingabe

(Selbst-)Vertrauen – Wachsamkeit – Hingabe

Wegweiser Ausgabe Juni 2002

Boden und Wurzeln sind notwendig um zu wachsen. Vertrauen und Selbstvertrauen sind notwendig um auf den Flügeln von Wachsamkeit und Hingabe in die Unendlichkeit zu fliegen. Ihr braucht Urgrund um euch immer weiter und weiter und tiefer und tiefer in das unendliche Mysterium loszulassen und hineinzulassen. Vertrauen ist dieser Boden, dieser Grund, diese Wurzeln. Wahres Vertrauen ist nicht wie das gewöhnliche Vertrauen der Welt. Das gewöhnliche Vertrauen der Welt, der Identifikation sagt z.B.: „Ich vertraue, dass alles gut gehen wird, ich vertraue, dass mein Partner mir treu ist, ich vertraue, dass ich genug Geld bekommen werde“ usw. Das heißt es kommt aus Konzept, Urteil und Vorstellung darüber wie die Welt sein müsste. Wahres Vertrauen sagt: „Ich vertraue, egal ob es in meinen Augen gut geht oder nicht…“. Es ist bedingungslos und kennt keinen Handel. Es ist jenseits von Zeit, von Ungeduld, von Gier oder Ablehnung. Dieses Vertrauen ist unerschütterlich. Genauso ist es mit dem so notwendigen Selbstvertrauen, dem Wert und der Würde des Menschen. Solange sich Selbstvertrauen gründet – oder scheinbar gründet – auf irgend etwas wie Lob, Anerkennung, Bestätigung, Erfolg, Zahlen auf dem Konto, steht es auf tönernen Füßen. Denn all das ändert sich und vergeht. Dieses scheinbare Selbstvertrauen ist eigentlich ein Mangel an Selbstvertrauen, denn es hat ständig etwas nötig, auf das es sich stützen könnte. Es sagt: „Ich vertraue mir, dass ich das schaffe, ich weiß, dass ich das kann, ich weiß, dass ich gut bin, dass ich schön bin, dass ich dies oder das erreicht habe, dass ich anerkannt bin, dass ich tüchtig bin oder heilig oder spirituell…“. Wahres Selbstvertrauen reicht viel tiefer, hat seine Wurzeln in der Unendlichkeit des Raumes, in der ‚Grundlegenden Gutheit der Dinge‘, wie Chögyam Trungpa es nennt. Wahrem Selbstvertrauen ist gewiss, dass ich als Wesen von der Existenz genauso gewollt und gewünscht bin. Es muss nichts beweisen, muss nicht vergleichen, muss nicht streben und greifen und halten und braucht keine Sicherheit, keine Stützen. Entdeckt es, denn jedes Wesen hat diese Wurzeln, diesen Grund, diesen Boden! So beginnt ihr mit der Existenz zu tanzen und werdet einfacher und einfacher, friedlicher und friedlicher, stiller und stiller.